Die mürbe machende Werbekennzeichnungspflicht

Ihr Lieben, was hat es mit der Werbekennzeichnung auf sich? Warum, warum, warum schmeißen denn momentan alle Blogs damit herum? Und wer hat sich das bloß wieder ausgedacht? Wie immer, kommt so ein “heißes Thema” erst dann bei mir an, wenn alle anderen sich schon längst seit Wochen darüber echauffieren. Aber hej, ich komme halt erst jetzt dazu, meine Gedanken diesbezüglich niederzuschreiben.

Warum alle möglichen Menschen ihre Social-Media-Beiträge nun mit Werbung kennzeichnen, ist mir schon bewusst. Ganz fernab der Realität lebe ich ja auch nicht. Wer das Drama allerdings (noch) nicht ganz mitbekommen und durchdrungen hat, dem lege ich Tilmanns Artikel “Werbekennzeichnung, Schleichwerbung, Influencer und die immer neue Angst” ans Herz. Nun möchte ich in Hinblick auf Lütte Lotte ein paar Worte diesbezüglich loswerden.

I ain’t got no money

Falls es wen interessiert: Ich habe mit Lütte Lotte noch nie Geld verdient. Will ich auch gar nicht. Oder eher: Ich lege es nicht darauf an. Ganz im Gegenteil: Eine Website zu betreiben kostet Geld. Serverkosten hier, SSL-Zertifikat da. Ich werde (leider) von niemandem für meine Artikel bezahlt. So sieht es aus.

Material girl

Allerdings habe ich mir nicht alle renzensierten Bücher selbergekauft. Manchmal schreibt mich eine nette ehemalige Kollegin aus einem Kinderbuchverlag an, stellt mir verschiedene Bücher vor und ich “bestelle” dann eins zur Ansicht. Oder die netten Menschen aus den PR-Agenturen kontaktieren mich und legen mir Neuerschienungen ans Herz. Heißt das, dass ich diese Bücher deshalb besonders in den Himmel lobe? Oh no. Für mich hat das ehrlich gesagt, nichts miteinader zu tun. Ich schiele eher nochmal auf den ersten Absatz und denke: Wenn ich schon nicht dafür bezahlt werde, dann kann ich doch wenigstens dieses Privileg genießen. Manchmal kommen Bücher auch bei mir an, landen dann aber doch nicht auf Lütte Lotte, weil sie mich nicht überzeugen konnten. Das ist ein Risiko, das Verlage eingehen und das schon immer zur PR-Arbeit rund ums Buch dazugehört hat. Für mich keine Neuerung und kein Grund, sich zu schämen.

Werbung Calculator Hand makes notes

The advertisement of love

Tendenziell schreibe ich sehr positive Beiträge. Ich empfehle Bücher, ich schreibe keine Verrisse. Damit werbe [sic!] ich natürlich im ideellen Sinn für diese Bücher. Ich wünsche diesen Bücher hohe Verkaufszahlen. Werde ich diese Beiträge ab sofort als Werbung kennzeichnen? Hell no! Bücher und Geschichten sind keine Duschgels. Als Kulturprodukt sind sie durch die Buchpreisbindung und den verringerten Mehrwertsteuersatz besonders geschützt – ihnen kommt vor dem Gesetz bereits ein anderer Stellenwert zu. Deshalb sollten (in meinen Augen) Blogs, die sich mit Kulturgütern beschäftigen, eh ganz anders kategorisiert werden. Solange ich also nicht explizit engagiert und dafür bezahlt werde, dass ich ein Produkt teste, vorstelle und positiv bewerbe, solange schreibe ich meine Beiträge ohne Werbekennzeichnung.  Denn ich stehe mit Herzblut hinter allen Empfehlungen, die ich hier ausspreche. Keins der Bücher sticht hervor, ich “bewerbe” alle gleich liebevoll.

Exkurs in die Kinderbuchverlage

Und ganz nebenbei: Mit Büchern, speziell mit Kinderbüchern, wird eh niemand reich. Solange nicht mindestens 100.000 Stück verkauft werden, kann nicht mal ansatzweise von Reichtum gesprochen werden. Viele Bilderbücher werden in der Erstauflage ca. 2000-5000 produziert. Wenn diese erste Auflage abverkauft ist, hat der Verlag in der Regel seine Kosten (Honorare, Druck- und Distributionskosten, laufende Kosten) wieder drin und macht minimal Gewinn. Und ganz unter uns: Die meisten Bilderbücher erscheinen nur in der 1. oder 2. Auflage. Kaum ein Bilderbuch wird zum Verkaufshit und Longseller (Bücher, die sich länger als eine Saison verkaufen). Warum sollte ich also keine Bilderbücher in den Himmel loben? Wenn die Künstler schon Monate oder Jahre an ihren Texten und Bildern gesessen haben, möchte ich doch wenigstens, dass sie ihre Miete bezahlen können. Schade ich damit dem Verbraucher/dem Leser? Führe ich ihn hinter’s Licht, wenn meine Beiträge nicht als Werbung gekennzeichnet sind? Nein, das sehe ich keinesfalls so.

Link it, Baby. Link it good.

Damit meine Leser die vorgestellten Bücher auch wiederfinden, verlinke ich i.d.R. zum dazugehörigen Buchverlag oder zu einer unabhängigen Buchhandlung. Diese Links dienen nur dem geneigten Leser, der sich das Buch eventuell anschließend ebenfalls besorgen möchte. Diese Weiterleitungen sind keine Affiliate-Links, ich verdiene also mit euren Klicks oder Käufen nichts. Ich bekomme, by the way, auch keine Pauschale von Verlagen/Buchhandlungen weil ich auf sie verlinke. Vermutlich wissen die Beteiligten nciht einmal, das ich auf sie verlinke. Für mich auch kein Grund, meine Artikel als Werbung zu sehen oder zu kennzeichnen.

Ich vertraue auf euren Verstand, geneigte Mitleser. Ich vertraue darauf, dass ihr Lütte Lotte dann aufsucht, wenn ihr etwas Schönes sucht. Wenn ihr etwas Nettes lesen möchtet, etwas, das ich handverlesen für euch ausgesucht habe. Ich mache keine Werbung für Produkte. Ich bin Perlensucherin im großen Ozean der Bilderbuchkunst. Denn Literatur und Bilderbuchillustration ist für mich Kunst und Kunst braucht, ja verdient, eine Bühne. Deshalb werde ich auch in Zukunft meine Beiträge nicht als Werbung kennzeichnen und jetzt wisst ihr auch warum.

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